1. Kapitel
Ich gehe die Strasse entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Trottoir.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren ... ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert unendlich lange, wieder herauszukommen.
2. Kapitel
Ich gehe dieselbe Strasse entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Trottoir.
Ich tue so, als sähe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.
3. Kapitel
Ich gehe dieselbe Strasse entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Trottoir.
Ich sehe es.
Ich falle immer noch hinein... aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen.
Ich weiss, wo ich bin.
Ich weiss, dass ich das selbst zu verantworten habe.
Ich komme sofort heraus.
4. Kapitel
Ich gehe dieselbe Strasse entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Trottoir.
Ich gehe darum herum.
5. Kapitel
Ich gehe eine andere Strasse.
“Autobiographie in fünf Kapiteln” von Portia Nelson
Nach einer Weile lernst du
den feinen Unterschied kennen zwischen dem Halten
einer Hand und dem Fesseln einer Seele.
Und du lernst
dass Lieben nicht immer Anlehnen meint
und dass Kameradschaft nicht immer Sicherheit bedeutet.
Du beginnst zu lernen
dass Küsse keine Verträge sind
und Geschenke kein Versprechen.
Du beginnst deine Niederlagen zu akzeptieren
mit erhobenem Kopf und mit offenen Augen
mit der Würde einer Frau,
nicht mit dem Kummer eines Kindes
und du lernst
all deine Strassen auf das Heute zu bauen
weil der Boden des Morgen zu unsicher ist für Pläne
und Zukünfte es an sich haben mitten im Flug abzustürzen.
Nach einer Weile lernst du, dass sogar Sonnenschein
brennt wenn du zu viel davon bekommst.
So pflanzt du deinen eigenen Garten
und schmückst deine eigene Seele
anstatt auf jemanden zu warten, der dir Blumen bringt.
Und du lernst dass du wirklich etwas aushalten kannst
du wirklich stark und
wirklich wertvoll bist.
Und du lernst und du lernst
Mit jedem neuen Tag lernst du.